Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
weil Leben heisst: sich regen, weil Leben wandern heisst.
Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand
Sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.
….
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.
(RG 843)
Dieses Lied, das ursprünglich von Klaus-Peter Hertzsch als Hochzeitslied im August 1989 geschrieben wurde und später während des Mauerfalls in der Ostdeutschen Kirche eine prägende Rolle spielte, ist mir in meiner Zeit als Pfarrerin und Mutter lieb geworden.
Es drückt in meinen Augen etwas Grundlegendes unseres Seins und Lebens aus.
Ich bin immer wieder unterwegs, begegne Menschen, darf sie begleiten, werde selbst begleitet und muss auch immer wieder loslassen, vertrauen, neuanfangen.
Vor gut einem Jahr habe ich das Pfarramt in Amsoldingen, das ich über 20 Jahre zusammen mit meinem Mann Martin freudig führen durfte, in andere Hände übergeben. Unsere drei Kinder David, Anna und Jonas, die dort aufgewachsen sind, wohnen heute zum Teil auswärts. So sind wir mit unserer «Kleinfamilie» ins Pfarrhaus nach Merligen gezogen, wo mein Mann das Gemeindepfarramt übernahm. Ich arbeitete fortan nur noch in der Spital- und Heimseelsorge.
Nach wenigen Monaten merkte ich, wie sehr ich das Gemeindepfarramt mit der ganzen Vielfalt und all den Herausforderungen vermisste.
Aufgewachsen bin ich in einem Lehrerhaushalt zusammen mit 3 Geschwistern am Bodensee. Das hört man noch heute meiner Sprache an. Bereits meine erste Ausbildung zur «Krankenschwester» brachte mich nach Bern. Ich arbeitete im Inselspital Bern, bevor ich mein Theologiestudium begann. Medizin-ethische Themen interessieren mich heute noch. Während der Studienzeit hatte ich die schöne Möglichkeit, ein Jahr in den USA zu studieren. Das hat mir für vieles die Augen geöffnet.
Während der Amsoldinger-Zeit hatte ich die Gelegenheit, eine CAS-Weiterbildung und dann verschiedene Stellvertretungen in der Spezialseelsorge zu machen. Seit Januar 2014 arbeite ich einen Tag pro Woche in der Heimseelsorge der Kirchgemeinde Jegenstorf-Urtenen. Das Begleiten von Menschen macht mir Freude. Die Herausforderungen des Alters, denen sich die Bewohnenden stellen müssen, scheint mir anspruchsvoll. Diese Anstellung werde ich weiterhin behalten, so dass ich jeweils am Dienstag dort sein werde.
In der Kirchgemeinde Lauterbrunnen freue ich mich auf die Vielfalt aller pfarramtlichen Tätigkeiten, auf all das, was ich im letzten Jahr vermisst habe. Ich sehe mich als Netzwerkerin, Verkündigerin und Seelsorgerin. Es macht mir immer wieder Freude, wenn in der Kirche verschiedene Menschen zusammenkommen und sich über die Generationen hinweg austauschen und unterstützen. Im Gemeindepfarramt komme ich in Kontakt mit Menschen von jung bis sehr alt. Jede Lebensphase hat ihre spezielle Farbe. Überall braucht es Vertrauen, Hoffnung und ein liebevolles Miteinander-Unterwegssein. Das wird im zitierten Lied mit «wandern» beschrieben.
Und wandern sollte man im Lauterbrunnental wahrscheinlich auch gern. Denn sonst erreicht man manche Häuser und Alpen schlecht. Ich wandere gern! Das bringt mich aus meinem Büro zu Ihnen. Sicher muss ich da hin und wieder nach dem Weg fragen. Ich bin froh, wenn Sie mich dabei unterstützen, damit ich das «helle und weite Land» mit Ihnen zusammen entdecken kann. Ich freue mich darauf, Sie kennen zu lernen!
Eva Leuenberger